Es gibt nicht nur die Provinz Shaanxi sondern auch noch eine Provinz namens Shanxi. Verwirrend? Aber vielleicht ist es auch nicht ganz einfach, einem Chinesen zu erklären, dass im Deutschen das a in „alle“ ganz anders ausgesprochen wird als a in „mal“. Aber gut, wir schreiben das ja ein wenig anders!
Shaanxi heißt vor allem Xian und die Armee des Quin Shi Huang. Letztere habe ich bereits früher besucht. Deshalb hab ich mich auf das Mausoleum Han Kaisers Jingdi und die alte Moschee beschränkt.
Schaanxi ist eine der Löß Provinzen Chinas. Ständig wird Staub aus der Wüste Gobi heran geweht und das Land wird höher, so dass das, was ausgegraben wurde, mehrere Meter unterhalb der Erdoberfläche liegt. Da haben die Chinesen ein unterirdisches Museum gebaut. Und das ist architektonisch Klasse. Man steht vor den Teilen oder läuft auf gläsernen Böden über die Ausgrabungen.
Hier hat man ein Tor aus der Han Zeit nachgebaut. Interessant vor allem, in China hat es nicht solche Stilbrüche gegeben, wie wir sie z.B. beim Wechsel von der Romanik zur Gotik kennen.
Weder der Grabhügel des Quin Shi Huang noch der des Jingdi sind bisher geöffnet. Das ist vielleicht auch gut so. Ich kann nicht vorstellen, wie man es organisieren will, wenn auch nur 100 Millionen Chinesen dieses nationale Erbe sehen wollen. Das ist bei der Armee leichter. Die steht in mehreren Hallen, die so groß sind, dass in jeder mehrere A380 parken können.
Als erste kulturrevolutionärere Tat wurden nach 1949 die Stadtmauern von Peking, die heute unbedingt zum Weltkulturerbe gehören würden, abgerissen. Heute haben nur noch Xian und Nanjing Stadtmauern. Die stammen aus der Ming Zeit. Die Mauer von Xian umschließt heute eine Fläche von rd. 12 qkm. Zur Zeit der Tang waren gute 80 qkm ummauert und das damalige Xi An war die größte Stadt der Welt. Über die legendäre Seidenstraße mit dem Westen verbunden, erreichten auch arabische Kaufleute die Stadt und bauten dort im 8. Jahrhundert AD die erste Moschee in China. Das was man heute sehen kann, stammt aus der Ming- und Quing Zeit.
Hier habe ich geschummelt. Da mir die Geisterwand aus Xian abhanden gekommen ist, habe ich mich mit einer aus Quanzhou beholfen. Die wurde so um AD 1000 rum gebaut.
Damals so bescheiden wie heute auftretend, wollten die den Chinesen weis machen, es gäbe nur einen Gott, nämlich den ihren. Dabei wussten die Chinesen schon immer, dass da vieles behauptet wird und nichts bewiesen ist. Sicherheitshalber beteten sie deshalb sowohl zu Buddha wie auch zu den taoistischen Göttern. Bestimmt hätten die nichts dagegen gehabt, in ihren Tempeln auch noch Statuen von Allah und meinetwegen auch Mohammed aufzustellen. Den Platz hätten sie gehabt.
Doch das sahen die bärtigen Männer aus dem wilden Westen anders.
Aber immerhin ein wenig tolerant waren sie schon. So richteten sie ihre Moschee nach den bewährten Prinzipien des Feng Shui aus, bauten Pavillons und Tore und stellten merkwürdig geformte Steine auf. Da sie wussten, dass kein Chinese, der seine Sinne beieinander hat, einen Tempel beraten würde, in dem böse Geister ungehindert verkehren können, natürlich auch eine Geisterwand. Und natürlich auch ein Minarett in Form einer Pagode.
Aufgefallen ist mir, keine Moschee war mit Lautsprechern ausgerüstet. Man ist hierzulande wohl sehr traditionell und der Muezzin muss sich noch persönlich bemühen, seine Schäfchen zum Gebet zu rufen.
Nur, als die dann dem verblüfften Publikum erklärten, das schmackhafteste aller Tiere und der von den Chinesen heißgeliebte Schnaps seinen verboten, fanden sie nur wenige Anhänger. Die verzichten auch heute noch auf Schweinefleisch. Aber, tief in der chinesischen Tradition verwurzelt, wissen die, dass ein gutes Essen ohne einen guten Schnaps kein gutes Essen ist und das von Mohammed den Seinen zur Aufhellung des grauen Alltag gestattete, zu keinem Essen passt.
Im 16. Jahrhundert versuchte der Jesuitenpater Ricci sein Glück. Der wusste, dass er chinesische Vorstellungen in die katholische Lehre einbeziehen musste. Er konnte damit zwar viele Chinesen, nicht aber Rom überzeugen und damit wurde das nichts.
Im 19. Jahrhundert versuchten es dann vor allem angloamerikanische Missionare erneut. Jedoch, die erzählten Geschichten, die in chinesischen Ohren völlig unplausibel klangen. Das fing schon bei Adam und Eva an. Ein Chinese hätte selbstverständlich den Apfel verschmäht und stattdessen die Schlange gefuttert. Als die dann zu allem Überfluss noch nicht einmal wussten, ihre Tempel mit Geisterwänden auszustatten, musste das Unternehmen scheitern.
Der Innenhof einer Jugendherberge in Xian.
Vor der Mauer ist genug Platz fuer Drachen. Drachen steigen zu lassen, ist in China sehr beliebt.
Vor der Mauer ist sogar Plaz fuer Kinder!