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Meine Baustelle, der Rohbau

Meine Baustelle, der Rohbau

Geht es mit dem Bauen richtig los, steht auch in Thailand am Anfang auf jeder Baustelle der Rohbau, the structure für Farang.

In Thailand wird natürlich auch gebaut. Aber schon ein wenig anders, als ich es von zuhause gewohnt bin. Aber Bauen können sie selbstverständlich auch.

Ein thailändischer Historiker meinte mal, Angkor sei von Thai erbaut worden. In gewisser Weise hat der recht; so wurde z.B. Phuket von Burmesen gebaut. Diese armen Kerle schaffen dann für den Mindestlohn von so 8 Eus einen ganzen Tag lang. Ein Geld, mit dem man auf Phuket wahrlich keine großen Sprünge machen kann. Es heißt, viele Thai wären nicht bereit, für dieses Geld zu arbeiten, hingen lieber zuhause rum und ließen sich von ihren in Patong arbeitenden Schwestern durchfüttern.

Irgendwie kommt mir das bekannt vor. Da wird AfD gewählt, das Fehlen von Arbeitsplätzen beklagt und gejammert, wie niedrig doch Hartz IV sei. Bestimmt hindert hier wie dort, z.B. auf Baustellen wird seit langem die Landessprache nicht mehr gesprochen.

Die Gründungsarbeiten

Alles fing mit einem Sichtschutz an. Der ist ein Muss. Vielleicht fürchten die Oberen, telefonierende Mopedfahrer könnten abgelenkt werden.

Aber natürlich stellen auch prall gefüllte Säcke mit Zement eine Versuchung dar. Und auch Leitern usw. So etwas wird über Nacht angekettet. Aber das alles nur wegen der vielen Burmesen. Wenigstens behaupten das die Thai.

Seit einigen Tagen ist meine Baustelle eine zu-Baustelle. Es geht nicht weiter weil: zu nass, zu trocken, zu viel Sonne, zu wenig Sonne usw. usw. Aber vielleicht auch nur, wie besang es einst Freddy Quinn so treffend, ich bin bald wieder hier sprach der Maurer zum Polier und blieb ein Jahr lang fort.

Aber gestern dann doch. Ein großer LKW quälte sich durch die engen Straßen Kamalas. Der hatte 20 Betonpfähle geladen. Jeder so seine 10 m lang. Auf diese Spargel soll das Haus gestellt werden.Gruendung 01

Das finde ich ganz interessant hier auf Phuket. Für solche Gründungsarbeiten gibt es eigene Firmen. Das hat den Vorteil, die eigentliche Baufirma muss kein eigenes Werkzeug dafür vorhalten. Und, schaut man z.B. den Gründern bei der Arbeit zu, ist man sicher, die machen das nicht zum ersten Mal.

Am nächsten Tag rückte dann ein weiteres schweres Gerät an. Das aber war vom Typ AEG, anfahren, einschalten, geht nicht. No problem, bis zur Mittagspause war das Teil wieder gerichtet. Schließlich gehört zur Grundausstattung eines solchen Fahrzeuges u.a. ein benzingetriebener Stromgenerator und ein Schweißgerät.

Und los ging es.

Ein Loch gebohrt.Gruendung 02

Ein Spargel reingestellt.

Gruendung 03Und das Ganze fest geklopft.

Gruendung 05Mit diesem Hammer und ohne Wasserwaage und Lot.

Gruendung 04Fertig sieht es dann so aus. Ein Keller passt da nirgendwo hin. Da fällt mir die Geschichte eines Deutschen ein, der konnte alles (besser), wusste alles(besser) usw. Der bestand darauf, in Thailand ein unterkellertes Haus zu bauen. Seine erste Regenzeit im neuen Haus kam und er schaffte sofort eine leistungsstarke Tauchpumpe an.Gruendung 06 RohbauEigentlich bauen viele Thai ihre Häuser auf Stelzen. Das hilft bei Überschwemmungen. Und, so erklärte man mir, Blutsauger haben gelernt, so ab zwei Metern Höhe gibt es nicht mehr viel zu saugen.

Ja, die Teile ragen ein wenig aus dem Boden. Aber in den Tropen regnet es schon mal sehr, sehr ergiebig. Deshalb wird die Oberkante der Bodenplatte 50 cm über der Straßen Oberfläche liegen.

Unlängst las ich, der Meeresspiegel stiege überall. Dem kann ich nun beruhigter entgegensehen.

Die Errichtung des Baums

In Thailand lebte die Bevölkerung früher in Holzhäusern. Steinhäuser waren dem Adel vorbehalten. Deshalb gab es keine Grundsteinlegung sondern die Errichtung des (tragenden) Baumes. Nein, das hat nichts mit Schlafbäumen zu tun. Vielleicht früher einmal. Diese Zeremonie ist für ein lucky house ungemein wichtig. So wichtig, dass die Baufirma einen eigenen Mann dafür an der Hand hatte. Der hat dann ausgerechnet, Donnerstag, der 9.9. um 9.02 h sei der am glückbringendste Termin.

Grunsteinlegung in Thailand 01Eigentlich war es ja baulich noch nicht ganz so weit. Aber einige Eisen konnte man ja schon einmal aufstellen. Der Tisch wurde mit Gaben bestückt um die Geister froh zu stimmen. Ich sollte erwähnen, die Geister haben das nicht alles aufgefuttert, der Rest wurde verteilt.

Errichtung des Baums 04Der Herr mit dem blauen Mundschutz hatte symbolische Fundamente vorbereitet. Ach so, die 100 Baht Scheine waren selbstverständlich nicht dazu gedacht, mit eingemauert zu werden.

Einrichtung des Baumes 06Noch ein paar Münzen, Blumen und Reis. Fertig war es hier unten.

Für Technikbegeisterte. Die mühsam eingerammten Stelzen wurden abgeschnitten und so in das Fundament eingearbeitet.

Errichtung des Baumes 08Ein Band aus Stoff wurde gespannt.

Errichtung des Baumes 09und um die Eisen gewickelt.

Die Errichtung des BaumsDamit war der Zerimonienmeister fertig. Und es ging zum gemütlichen Teil.

die Errichtung des Baumes 12

Die Bodenplatte

Im Boden waren die Kästen für die Betonwürfel die die Pfeiler trugen. Die wollten gegossen werden. Wie so oft wenn nur kleinere Mengen Betons zu verarbeiten sind, Burmesen sind billiger als eine Betonpumpe, geht das dann eimerweise.

Nichts Ungewöhnliches. Das Gelände eingeebnet und die Bewehrung für die Unterzüge der Bodenplatte verlegt. Das Zusammenrödeln der Eisen ist Frauenarbeit. Werkzeug ist teuer und deshalb haben immer 2 Frauen eine Zange…

Wenig Beton hilft viel und die Stunde der Rohrleger nahte. Das machte eine eigene Firma.

Auf die Unterzüge wurden Betonplatten als verlorene Schalung gelegt.

Eine Feuchtigkeitssperre war auch vorgesehen. Das ist nicht überall in Thailand üblich!

Die Bewehrung, etwas Beton und fertig war die Decke. Auch hier konnte auf eine Betonpumpe verzichtet werden. Stattdessen erhielt jeder Arbeiter 2 Flaschen Red Bull.

Es geht aufwärts!

Am nächsten Tag, der Beton war inzwischen begehbar, wurden die Eisen für die tragenden Pfeiler gebunden und abends stand auch schon deren Schalung.

Auch hier wieder die beliebte Eimerkette.

Gut 2000 Liter Beton wurden am nächsten Vormittag so verschüttet.

Dann trat eine Pause ein. Im einem Burmesencamp wurde Covid festgesellt und Kamalas Bürgermeister entschied, dass kein Burmese den Ort betreten dürfe. Nach einer knappen Woche ging es dann weiter.

Beschwert habe ich mich nicht. So hatten die Teile Zeit, auszuhärten. Die hiesigen Baumeister legen schon ein richtiges Tempo vor. Können aber auch von sich behaupten, mir ist heute mal wieder nichts eingefallen.

Und die unvermeidlichen Unterzüge

Da erwies sich die Baufirma als großzügig. Für die Betonplatten als verlorene Schalung wurde ein Kran spendiert. Aber ich erinnere mich, ein solches Täfelchen wurde von 4 Mann weggeschleppt.

Wo dann schon mal ein solch toller Kran da war gab es auch gleich Beton für die Bäder.

So richtig nutzen konnte man diesen Kran aber nicht. Erst mussten die Eisen für die restliche Decke verlegt werden.

Zwei Tage später ging es weiter. Da hatten sie nur einen einfacheren Kran.

Das war für die Herren dort nicht das erste Mal mit Arm zu kurz!

Der Betonwagen nimmt allenfalls sehr ungern Reste wieder mit. Aber hier war die Straße doch sehr löcherig.

Meine Baufirma beschäftigt mehrere Kolonnen. So eine Kolonne ist in der Regel 12 Mann und Frau groß. Denn 12 Bauarbeiter haben bequem auf der Ladefläche eines Pick Ups Platz. Meine Baufirma beschäftigt mehrere Kolonnen. Alle spezialisiert. Diejenigen die z.B. das Betonskelett erstellen mauern es nicht aus. Und für den Bau der Treppe waren wiederum andere Leute dran.

Nach der Decke fehlte nur noch der Ringanker, ein Teil auf den das Dach zu liegen kommt. Ein Richtfest kennt man hier nicht. Ich hatte die Idee, eine Kiste Lao Kao für die Mitarbeiter zu kaufen. Mit diesem Vorschlag löste ich bei meinem Bauleiter beinahe einen Herzanfall aus. Die Leute arbeiten 7 Tage in der Woche. Nur am Tag danach, dem Tag nachdem es Geld gab, haben sie frei. Der Geld Tag wäre der einzige Tag für den Brandy aus Klebereis.

Also wurde eingekauft, eine Issan Küche eingerichtet und 2 solcher Töpfe gekocht.

Keiner der Bauarbeiter hatte einen Henkelmann dabei. Trotzdem, beide Töpfe wurden blitzblank am Nachmittag zurückgegeben.

Alles wie bekannt weiter.

Die Gerüstbohlen hatten Termiten weg gefressen. Aber die Berufsgenossenschaften in Thailand sind großzügig.

Panhas Marsch! Zwei Stunden spaeter war der Ringanker fertig.

Treppen in Thailand sind ein Kapitel für sich. Ganz oft baut die Firma Billig & Schnell. Die beschäftigt eine Handvoll Burmesen von denen jeder alles kann. Ein Ergebnis sind Treppen deren Stufenbreite und –höhe variiert. Zudem haben die Thai wesentlich kleinere Füße als wir und das spiegelt sich in der Stufenbreite wieder. In aller Regel kann ich solche Treppen nur quer mit einer Hand am Geländer gehen. Geringere Stufenleitern gestatten auch steilere Treppen. Manchmal erinnern sie eher an Leitern. Kurzum, einen solchen Murks wollte ich auf keinen Fall.

Geht also doch! Eine Treppe, die ich locker rauf und runter laufen kann.

So sah das Teil dann nach gut 2 Monaten Arbeit aus.

 

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