Kasachstan, da war man ein wenig unsensibel bei der Gestaltung der Autokennzeichen.
Wissen wüsste ich gern, was wohl passieren mag, reiste jemand mit einem so gekennzeichneten Auto nach Deutschland ein.
Die Menschen dort
Verlässt man China in Richtung Westen wird aus einem Reisland ein Brotland.
Hunger leiden muss man auch dort nicht, die Küche ist durchweg türkisch geprägt. Der „griechische“ Bauernsalat gehört zu jeder Mahlzeit und an Spießen gegrilltes Fleisch gibt es überall.
Will man statt Cay einen Kaffee wird es richtig teuer. So gute 3 Dollar.
Mit 2 Halben kostet so eine Mahlzeit knappe 4 Dollar.
Die Stans stehen nicht gerade im Mittelpunkt des touristischen Weltgeschehens. Kennt man die lokalen Preise bekommt man sie auch nach kurzem Feilschen. Das ist doch ganz anders als in China. Dort hilft auch manchmal langes Verhandeln nicht. Chinesen sind wie auch die Thai der Meinung, dass sich ein Preis an der vermuteten wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit des Kunden zu orientieren hat.
Kasachisch gehört wie das Usbekische und das Uigurische zu den Turksprachen, ist aber erheblich weniger türkisch als das Usbekische.
Ich bin mir sicher, Yilderim Kümümltürk aus Herne 2 könnte sich dort in seiner Muttersprache recht gut verständigen. Das erklärt dann schon, warum Herrn Erdogan diese Länder seinen Blick hat und der Meinung ist, der türkische Kulturkreis erstrecke sich vom Bosporus bis nach China. Aber natürlich haben auch die Russen ihre Monroe Doktrin…
Die Steppe
Nur, es ist selbstverständlich nicht die Sprache. Kasachstan hat besonders in der Gegend am Kaspischen Meer große Öl und Gasvorkommen. Und die Steppe ist geologisch noch nicht so recht erkundet. Ich bin mir sicher, westliche und östliche Industrieländer sind hier gern zur Hilfe bereit.
Ja, die Steppe des Landes. Sie erstreckt sich über mehrere 1000 km durch das Land. Beinahe topfeben und endlos. Zwei Nächte und einen Tag lang habe ich sie mit dem Zug durchquert. Ich bin mir absolut sicher, in diesen Nächten keinen landschaftlichen Höhepunkt verpasst zu haben. Sie einmal gesehen zu haben reicht lebenslang!
Zu den nun folgenden Bildern, ich habe nur eine ganz einfache Kamera dabei, ein Gerät, das in die Hosentasche passt. Mehr Gewicht und Größe mag ich nicht. Und da ich nicht zu oft die Notbremse ziehen wollte musste ich meine Fotos aus dem fahrenden Zug schießen.
In der Nähe des Tian Shan Gebirges ist es sogar etwas grüner.
So sah sie dann Anfang Juni aus:
Manchmal gibt es sogar Siedlungen dort.
Einige Reiseführer schwärmen davon, die Steppe würde nach einem Regen blühen. Wer dann so etwas wie die Karoo erwartet wird bitter enttäuscht sein. Das Rote hier sind Klatschmohnfelder.
Meine Reiseroute verlief südlich des Aralsees. Russischer Ingenieurskunst ist es gelungen, diesen See trocken zu legen. Warum, das weiß ich nicht, er war ja eigentlich niemandem im Wege. Diese Aktion hat aber riesige Mengen Salz hinterlassen. Salz das der Wind über die ganze Region verteilt und in der Nähe des ehemaligen Sees ist es wirklich erschreckend.
Ich will aber nicht ungerecht sein. Usbekistan baut inzwischen in der Wüste u.a. Feuchtreis und den Wasserfresser Baumwolle an. Da hat sich vielleicht ja jemand etwas bei gedacht. Aber bloß was?In vielen Orten sind Marshrutkas, solche Kleinbusse, das Rückgrat des öffentlichen Nachverkehrs. In dem riesigen Land spielen Busse und die andernorts sehr beliebten shared Taxis nur auf Kurzstrecken so bis 500 km ++ eine Rolle. Für längere Strecken ist die Eisenbahn zuständig.
Mit dem Zug unterwegs
Da die alten Eisenbahnwagen aus sowjetischer Zeit doch schon ein wenig in die Jahre gekommen sind und inzwischen Zu Wagen geworden sind, im Winter zu kalt und im Sommer zu heiß, hat das Land beschlossen, neue Züge anzuschaffen. Eine spanische Firma hat die entworfen und gebaut. Mein Eindruck, die Designer sind nie in ihrem Leben länger als 2 Stunden an einem Stück Zug gefahren und das auch nur ohne jedes Gepäck. Ich würde sie dazu verpflichten, zur Strafe jede Woche einmal die Strecke Chimkent nach Alma Ata fahren zu müssen und ihnen lediglich nur eine der oberen Liegen zugestehen. Aber vielleicht scheitern die ja schon beim Einstieg in diesen Zug. Von dem Bahnsteig in Chimkent bis zum ersten Trittbrett des Zuges sind es nur so gute 70 cm…
Wer schon mal in Indien war kennt es. Verreisen Inder, muss der halbe Hausrat mit. Das scheint in Kasachstan recht ähnlich zu sein und möglich ist das natürlich nur mit den alten Waggons.
Kasachstan ist nicht arm. Die Hauptstadt Astana ist ähnlich modern wie Singapur. Besucht habe ich aber nur die größeren Städte Alma Ata und Atyrau und die Kleinstadt Turkestan.
Alma Ata
Alma Ata ist eine angenehme Stadt mit viel, viel Grün attraktiven Restaurants und bunten Märkten.
Alma Ata hat eine U-Bahn. Lange habe ich darüber nachgedacht, wie ich die Architektur der einzelnen Stationen beschreiben soll. Da ist mir dann nichts Besseres eingefallen als jede ist anders und alle sind sehr interessant. Im Gegensatz zu chinesischen U-Bahnen wartet man hier recht lange auf den nächsten Zug aber dafür ist meistens auch ein Sitzplatz sicher. Aber vielleicht erschien mir das auch nur so. In Kasachstan wird älteren Menschen selbst in einer vollen Marshrutka immer ein Sitzplatz angeboten. Schaue ich mir die Züge an, ich bin mir sicher, der Hersteller hat zuvor Panzer gebaut. Überrascht war ich, wie tief die Bahn doch verbuddelt war, vielleicht ist man ja bei der Suche nach Kohle nur ein wenig von der Richtung abgekommen.
Malaysia Truely Asia. Der guten Ordnung halber, Almaty liegt auch in Asien.
Atyrau
Meine Wirtsleute in Almaty waren richtig entsetzt als ich denen erklärte, ich wolle nach Atyrau. Die meinten nur, je weiter sich man Russland näherte umso russischer würde das Land. So richtig verstanden habe ich das erst später. Der Unterschied zwischen Almaty und Atyrau ist wie Tag und Nacht! Almaty verbirgt die Scheußlichkeiten sowjetischer Architektur hinter Grün. In Atyrau kann man sie in voller Hässlichkeit bewundern. In Almaty gibt es hin und wieder gepflegte Vorgärten, in Atyrau überwiegt die wilde Melde. In Almaty gibt es gepflegte Restaurants und eine Vielzahl von attraktiven Fressbuden. In Atyrau dominieren triste Dönerbuden und ganz einfache Restaurants.
In Atyrau liegt der Staub der Steppe überall. In der Nacht zuvor hatte es geregnet und den Staub in Schlamm verwandelt. Der war so schlimm, dass man einige Restaurants nicht mit Schuhen betreten durfte und am Eingang Pantoffeln bekam.
Auf jeden Fall wurde mir klar, warum dort selbst Tante Emma Läden der Warengruppe „Alkoholika“ einen besonders signifikanten Teil ihrer Regalfläche einräumten.
Eine Attraktion (neben dem Bahnhof) bietet dieser Ort, er wird vom Uralfluss durchquert. Geografen haben sich darauf geeinigt, dass der die Grenze zwischen Europa und Asien bildet. Und so kann ich mit Fug und Recht behaupten, in diesem Jahr wieder in Europa gewesen zu sein. Nur waren es diesmal wenige 100 m.
Türkistan
Zu dem Thema Muslimische Bestattung schreibt Wikipedia:
Durch den Verzicht auf einen ausgeprägten Totenkult sind die islamischen Friedhöfe ausgesprochen schlicht… Für die Schiiten darf sich das Grab nicht höher als der umgebende Erdboden erheben. Die Sunniten behaupten die Grabwölbung, um sich von den Gräbern der Ungläubigen zu unterscheiden. Für sie darf das Grab sogar mit einem Marmorstein, auf dem der Namen des Toten, sein Todestag und ein Koranvers stehen, geschmückt sein.
Der architektonische Höhepunkt dieser Schlichtheit ist das Taj Mahal in Agra. Aber es muss ja nicht gerade die Lieblingsfrau eines Großmoguls sein. An anderer Stelle heißt es deshalb bei Wikipedia sinngemäß:
Bein einer bedeutenden Persönlichkeit, einem islamischen Heiligen (Wali) oder einem verehrten Scheich sind auch schon mal Ausnahmen möglich. Und obwohl der Islam Heiligenverehrung ablehnt sind diese Gräber das Ziel von Pilgern denn von diesen Gräbern geht Baraka (Segenskraft) aus. Gern hinterlässt man dort Wunschzettel und Spenden der Pilger sind durchaus erwünscht.
Aus dem Zug sieht man in der Steppe immer wieder Friedhöfe und die sehen eigentlich ganz lustig aus und sind eine willkommene Abwechslung.
Es geht natürlich auch schöner. Bewundern kann man das in Turkestan.
Der Sufi Scheich Hodscha Ahmed Yesevi liegt hier begraben. Errichtet wurde dieses Mausoleum unter Timur Lenk von dem gleichen Architekten, der auch die Ulugbek Madrasa am Registan in Samarkand geschaffen hat. Dazu mehr unter Usbekistan. Timur Lenk verstarb, bevor das Bauwerk vollendet wurde und der Bau wurde nicht vollendet.
Gebaut wurde das, als der Islam noch eine Hochkultur war. Ganz so geschmackssicher wie damals ist man heute wohl nicht mehr. Aber der Islam muss damals ein ganz anderer als der heutige gewesen sein. Anders kann ich mir die damalige schnelle Ausbreitung nicht erklären. Auch müssen die damaligen Führungspersönlichkeiten ganz andere gewesen sein als die heutigen. Deren Bilder wagt man ja nicht einmal in den Kühlschrank zu legen weil dann die Milch sofort sauer würde.
So 70 km von Turkestan entfernt liegen die Ruinen der alten Stadt Sauran. Nein, hier hatte die russische Luftwaffe keine Friedensmission erfüllt. Dschingis Khan hat hier schon Jahrhunderte zuvor für politische Stabilität gesorgt. Mein Taxifahrer wusste mir auf dem Weg dorthin zu berichten, dass dies kein damaliger Bewohner dieser Stadt überlebt hat. So etwas nennt man dann heute Kollateralschäden.
Interessant ist vor allem, dass diese Stadt nicht wieder aufgebaut wurde. Und im Tal des oberen Syrdarja befinden sich noch weitere so etwa zeitgleich aufgegebene Städte. Alte Geisterstädte findet man auch im Westen Chinas; die neuen dort liegen erheblich weiter östlich.
Zur ca. Zeit des Dschingis Khan fand ein Klimawandel statt und Zentralasien trocknete aus. Nur, damals gab es noch keine (westlichen) Industrienationen so dass auch die heftigsten Kritiker deren Lebensweise nicht umhinkönnen, hier natürliche Ursachen zugeben zu müssen.
Aber die Natur weiß sich zu helfen und die Steppe blüht.