Bombay, pardon Mumbai wie es heute heißt, ist ein Moloch. Nach der Volkszählung von 2011 leben in der Mumbai Metropolitan Region gut 28 Mio. Menschen. Rd. die Hälfte von denen lebt in Slums.
Früh morgens kam ich in Mumbai Central an. Einige Stunden später sollte es vom Victoria Terminus aus weiter gehen. Dieser Bahnhof hat inzwischen auch einen indischen Namen. Den kann ich mir allerdings nicht merken.
Gleich gegenüber dem Bahnhof ist ein McDonalds. Einen Big Mac haben die nicht. Dafür aber köstliche VegBurgers, trinkbaren Kaffee, kalte Cola und Kuchen. Immerhin. Nach beinahe zwei Wochen indischen Essens ein Lichtblick.
Um die Speiskarte zu verstehen muss man wissen, in vielen indischen Bundesstaaten steht der Verzehr von Rindfleisch unter Strafe. Das sind Staaten, in denen dafür geworben wird, wie glückbringend doch die Umarmung einer Kuh sei. Das war wohl früher anders. In Kriegszeiten wurden vielfach alle Rinder*innen von den Begleitbrahmanen in Rinder umgewidmet. Galt auch damals schon die Regel, ohne Mampf kein Kampf.
Zum 50. Thronjubiläum von Queen Victoria wurde 1887 wurde Victoria Terminus eingeweiht. Schon damals ging es von dort per Zug nach Delhi, Kalkutta und Madras. Wie lange die Züge unterwegs waren weiß ich nicht. Heute braucht ein schneller Zug für die 1150 km nach Delhi rd. 16 Stunden.
Wikipedia hat ein ganz ausgezeichnetes Foto von diesem Bahnhof. Für mich völlig unerklärlich wie der Fotograf es hinbekommen hat, so wenig Autos, die ihm die Sicht verstellen, im Vordergrund zu haben.
Natürlich Weltkulturerbe.
Apropos Autos. Leider haben die Briten bei ihrer Planung im 19. Jahrhundert nicht an eine autogerechte Stadt gedacht. Somit, die Straßen sind zu eng und Parkplätze gibt es kaum. Ich schließe daraus, in Bombay ist es überall eng, dem Wachstum des Autoverkehrs sind enge natürliche Grenzen gesetzt. Zum öffentlichen Nahverkehr, in Bombay wird seit 2008 an einer U Bahn gebastelt. Ich will es mal positiv formulieren, so toll wie in Delhi ist es noch lange nicht.
Täglich benutzen mehr als 7,5 Millionen Pendler sie S Bahn. Oft sieht man Bilder völlig überfüllter indischer Züge. Das sind dann in aller Regel Aufnahmen aus Bombay während der Rush Hour. Dies ist die eine Seite der Medaille. Viele können sich das tägliche Pendeln mit öffentlichen Verkehrsmitteln nicht leisten, das heißt, der Wohnort muss sich in Gehdistanz zum Arbeitsplatz befinden. Das macht die Slums so attraktiv. Ein Slum ist nicht nur Wohnort sondern beherbergt auch Legionen von Klein- und Kleinstbetrieben die das wirtschaftliche Überleben der Slumbewohner sicherstellen.
Mumbai hat es, was die Wasser- und Abwassernetze betrifft, nie auch nur zu einer Grundversorgung für alle Bevölkerungsgruppen gebracht. Während die meisten Innenstadtbezirke täglich, zumindest für mehrere Stunden, mit Wasser rechnen dürfen, gibt es viele Stadtrandzonen, dort liegen die meisten Slums, die überhaupt nicht an die Wasserversorgung angeschlossen sind.
Wie das Brauchwasser so auch das Abwasser. Fährt man z.B. vom Inlands Terminal zum internationalen geht es durch einen Slum und die Nase sagt, es ist hier zugeschissen.
Bliebe noch etwas zum Müll zu sagen. Mehrere 100.000 Menschen leben davon, Müll zu sammeln und zu trennen.
Ich kann mir aber gut vorstellen, dies ist auch als Push Faktor beabsichtigt, um die Zuwanderung in Grenzen zu halten.
Es finden sich noch viele Beispiele anglo-indischer Architektur. Wikipedia hat eine schöne Galerie mit Beispielen britischer imperialer Kolonialarchitektur:
Ganz offensichtlich, die Briten waren überzeugt, auf immer und ewig im Lande zu bleiben.
1911 besuchte der erste britische Monarch Indien. Zur Erinnerung daran wurde 1924 der Gateway to India fertig.
Die Briten wählten diesen Ort, um sich für immer aus Indien zu verabschieden: Am 28. Februar 1948 gingen hier die letzten noch auf indischem Boden verbliebenen Truppen an Bord eines Schiffes in die Heimat.
Wikipedia berichtet: Die größte Leopardenpopulation Indiens lebt heute in Mumbai. Die Raubkatzen ernähren sich hauptsächlich von den Nutztieren der Slumbewohner, den Straßenhunden und den Slumbewohnern.
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