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Äthiopien, Kopf über den Wolken, Füße im Schlamm, Hände in anderer Leute Taschen - thailand-total

Äthiopien, Kopf über den Wolken, Füße im Schlamm, Hände in anderer Leute Taschen

Das Bild oben: Ein Blick in das Landesinnere.

Äthiopien ist das vielfältigste Land Afrikas. Bis auf Großwild und Strände gibt es dort alles, was Afrika so interessant macht. Hinzu kommt, große Teile der Bevölkerung sind seit Anfang des vierten Jahrhunderts Christen. Trotz aller Bemühungen seiner Nachbarn die der Religion des Friedens anhängen zählt es mit Armenien und Georgien zu den ältesten christlich geprägten Staaten der Erde.

Diese christlich geprägten Gebiete im Norden des Landes sind die touristischen Schwerpunkte dort. Ich habe mich so eingerichtet, dass ich zu Timkat, dem höchsten christlichen Fest des Landes, dort war.

Im Süden des Landes lebt die zahlenmäßig größte Ethnie des Landes, die der Galla. Letzteres bedeutet in der Amtssprache des Landes (Amharisch) heidnisch bzw. nichtchristlich. Das ist natürlich heute politisch völlig inkorrekt. Deshalb heißen diese Leute inzwischen offiziell Oromo.

Deren Siedlungsgebiet liegt tief im Süden des Landes an der Grenze zu Kenia. Ebenfalls spannend ist es in Richtung des Horns von Afrika. Die Gegend ist vor allem muslimisch geprägt aber die Amharen, nach Lesart der Muslime Ungläubige, sprechen dort nicht von Heiden.

Ich habe Äthiopien in den 70er Jahren zur Zeit des Kaisers Haile Selassies besucht und mir damals geschworen, dieses Land mit seinen Sch…leuten nie wieder zu betreten. Diese Reise war mein dritter Besuch.

Die Leute dort

Grob gesprochen kann man in Afrika zwischen give me people, peuple des cadeaux und Bakschisch Brüdern unterscheiden. Wer wer ist richtet sich vor allem nach der Muttersprache der ehemaligen Kolonialherren. Die Äthiopier gehören zu den give me people.

Frage ich dort z.B. jemanden nach der Uhrzeit und antwwortet der “3 o clock, give me a tip“, hat der bestimmt einen Hochschulabschluss. Antwortet der mit „3 o clock, money“, hat der die Hochschulreife. Antwortet der mit „bir bir bir!!!“ oder mit “you you you you!!!“ oder mit „Ferang Ferang!!!“ , hat der den Grundschulabschluss oder weniger und meint, gib mir Geld. Wird in der Schule Englisch unterrichtet können manche ältere Kinder sogar auch ten money oder so sagen.

Zum Glück ist das Amharische ist wohl sehr einfach, die Sprache kennt weder Bitte noch Danke.

Geht es um die Höhe des Trinkgeldes ist beinahe jedem Äthiopier klar, 10 Dollar sind für einen Westler eher nichts. Dabei verweisen viele Einheimische darauf, dass sie z.B. in Berlin ebenfalls sehr viel bezahlen müssten. Ich konnte denen nur zustimmen und meinte dass es in Berlin inzwischen sogar beinahe genau so viele schwarze Bettler gibt wie z.B. in Addis. Allerdings seien die Straßen dort nicht so zugeschissen und die Toiletten sauberer.

Ja, es ist vielfach das Land der offenen Hand. Ich habe dabei schon mal genauer hingeschaut. Bei Männern war in den Handinnenflächen ganz oft eine Verhärtung der Haut nur an Stellen zu erkennen, an denen der Queue für Poolbillard geführt wird.

Bei den Frauen ist es anders. Die verbringen ihre Freizeit u.a. mit Holzsammeln, Bestellen der Felder und Wasserholen. Gern sitzen sie auch in langen Reihen an der Straße nebeneiander. Jede von ihnen bietet einige Kartoffeln, wenige Zwiebeln und noch weniger Tomaten zum Verkauf an.

Konnte man sich in Ägypten zudringlichen Händlern durch Nichtbeachtung entziehen, machen die Bettler Äthiopiens gern mit kräftigen Handgriffen auf sich aufmerksam.

Allerdings gab es auch Gegenden in denen Bettlern anzusehen war, dass sie Hunger hatten. Auf den Feldern arbeitete keiner. Man versicherte mir aber, in der Trockenzeit könne man dort nichts machen. Ganz verstand ich das nicht, vielfach baute man dort statt Lebensmitteln Kat an und das stand in saftigem Grün. Kat ist die Lieblingsspeise der Jemeniten. Vielfach ist dort schon zur Mittagszeit die gute Hälfte der männlichen arbeitsfähigen Bevölkerung total stoned. Äthiopien ist da inzwischen auf einem guten Weg.

Was ich noch erwähnen sollte, die Landeswährung kann man am Flughafen nicht zurück tauschen.

Aber natürlich geht es auch völlig anders. Mehrfach habe ich nicht so recht weiter gewusst. Es fanden sich immer ganz schnell Leute die sich die Zeit nahmen, mir weiterzuhelfen. Denen noch einmal hier mein herzliches Dankeschön

Eine typische Geschichte. Viele Amharen sind ungemein überzeugt von sich. Ich fuhr in einem Minibus und unterwegs mussten Teile der Bremse ausgewechselt werden. Ein besser gekleideter, seiner Hautfarbe nach wohl ein Amhare, meinte nur ein wenig verächtlich zu mir, made in Japan. Ja, warum sie denn nicht made in Ethiopia gekauft hätten? Wir stellen so etwas nicht her! Ja, was stellt ihr denn überhaupt her? Weil ich den Eindruck hatte, damit keinen Freund gewonnen zu haben, legte ich gern noch nach, die Japaner seien eben weder faul noch dumm.

Anders, aber ähnlich. Sprach ich mal mit Einheimischen über deren Internet, machten die mir sofort klar, mein Computer müsse kaputt sein…

Geschichtliches

Der Kaiser sah sich am liebsten als Löwe von Juda. Nur passten Anspruch und Wirklichkeit nicht zusammen.Aethiopien 2018 Addis 1Aethiopien 2018 Addis 2Aethiopien 2018 Addis 3Aethiopien 2018 Addis 4

Nach dem Sturz von Kaiser Haile Selassie versuchte es das Land mit dem sowjetischen System. Die friedliebende Sowjetunion lieferte jede Menge Panzer und ähnliches Gerät das den Wohlstand der einheimischen Bevölkerung heben sollte.

Der Nachbar Eritrea versuchte es ebenfalls mit dem sowjetischen System. Die friedliebende Sowjetunion lieferte jede Menge Panzer und ähnliches Gerät das den Wohlstand der einheimischen Bevölkerung heben sollte.

War zuvor der Mangel an Ausrüstung die sichere Bank für Frieden in der Region kam nun die Frage der genauen Grenzziehung inmitten der Wüste erneut auf die Tagesordnung. Diese Diskussion kostete mehrere 100.000 Menschen das Leben.

Das wirtschaftliche Ergebnis dieser Zeit überrascht nicht, vorher bettelarm und hinterher so bettelarm wie zuvor.

Das Land erhielt als Geschenk der DDR die einzige Marx Statue Afrikas.Aethiopien 2018 Addis 5

Nur, Marx in Äthiopien? Nordeuropa und die USA hatten das große Pech, rücksichtslose Kapitalisten beuteten die Menschen dort aus und eigneten sich hemmungslos den Mehrwert derer Arbeit an.

Äthiopien blieb dies Schicksal erspart. Merkwürdigerweise sucht das Land heute händeringend Investoren und wirbt mit extrem niedrigen Löhnen.

Ganz bestimmt habe ich da etwas missverstanden.

Aufgepasst habe ich in der Schule schon. Es gibt welche, die erklären die Armut Afrikas gern damit, dass die westliche Welt dort die Bodenschätze ausbeutet (die Industrienationen Asiens machen so etwas selbstverständlich nicht). Für Äthiopien kann diese Erklärung nicht zutreffen. Nennenswerte Bodenschätze dort sind nicht bekannt.

Ach so, die gleichen Sachverständigen erklären auch, Russland z.B. könne vom Verkauf seiner Bodenschätze noch Jahrzehnte lang sehr kommod leben (und seine Hochrüstung locker bezahlen).

Kulinarisches

Äthiopien ist ein christliches Land.

Aethiopien 2018 Kulinarisches 1Kann sich ein Äthiopier drei Mahlzeiten am Tag leisten, wird jede so aussehen:Aethiopien 2018 Kulinarisches 2

Diese Fladen werden mit einem extrem sauren Teig aus Tef gebacken und haben die Konsistenz eines feuchten Fensterleders. Tef ist eine Hirseart, die nur in Äthiopien und Eritrea angebaut wird.Aethiopien 2018 Kulinarisches 3

Der einzige Lichtblick, Italiener haben ein kurzes Gastspiel im Lande gegeben. In besseren Restaurants werden seit dem Nudelgerichte und Pizzas angeboten.

Wirklich Klasse ist allein der Kaffee. Der wird an allen Ecken und Enden frisch geröstet und aufgebrüht angeboten.

Chinesen im Lande

Auch in Äthiopien sind Chinesen sehr aktiv. Ich habe viel Verständnis für die dorthin Strafversetzten. Die packen alles, was sie zum Leben brauchen und das in Container passt, in Container und schicken sie nach Afrika.

Unter anderem haben sie eine Bahnstrecke aus reinem Altruismus, so die Chinesen, von Djibouti, dem „Seehafen“ Äthiopiens, nach Addis Abeba gebaut und im Januar 2018 in Betrieb genommen. Sie betreiben die Bahn mit eigenen Leuten und das erbittert die Einheimischen. Es kann ja schließlich kein Kunststück sein, eine E-Lock zu fahren.

Ganz so neu ist diese Bahn nicht. Schon 1917 wurde eine Schmalspureisenbahn gebaut. Im Laufe der Zeit vergaß man aber, eine Bahn benötigt Ersatzteile und deren Trasse Wartung. Deshalb musste ab 2002 der durchgehende Bahnverkehr eingestellt werden. Alle Im- und Exporte quälten sich danach per LKW durch das Land.

Aus dem Bus nach Harrar sah ich noch immer ganz viele LKW und frage deshalb nach dem Stand der Eisenbahn. Alle Befragten wurden ganz schnell einsilbig und meinten, sie sei noch nicht voll in Betrieb. Ich kann mir gut vorstellen, man merkte erst spät, die Bahn macht die Riesenflotte der LKW überflüssig und auch die, die den rollenden Schrott am Laufen halten. Man versucht es also mit einem sowohl als auch. Thailand ist überall.

Chinesen haben festgestellt, selbst wenn man in den Megastädten der 3. Welt einen Arbeitsplatz findet, es ist beinahe unmöglich, ihn zu erreichen. Sie spendierten deshalb Addis Abeba eine Straßenbahn.Aethiopien 2018 Addis 99

Ich musste lachen. In Addis bauen die Amerikaner auf der einen Seite der Straße eine neue Botschaft. Gleich gegenüber auf der anderen Straßenseite bauen Chinesen ein Hochhaus.

Um die Verständigung auf den Baustellen zu erleichtern, sind die Chinesen vielfach dazu übergegangen, eigene Arbeitskräfte mitzubringen. Das wird zwar nicht überall in Afrika gern gesehen, aber wenn die Neger zu faul sind, chinesisch zu lernen, was sollen die Chinesen machen? Ich bin da optimistisch, die Einheimischen haben ja auch die Sprachen ihrer früheren Kolonialherren gelernt.

Aber es ist auch bekannt, viele Afrikaner haben Schwierigkeiten mit Arbeitsplätzen bei denen ein regelmäßiges Erscheinen gewünscht ist. Jemand, ich habe vergessen wer, drückte das mal vornehm so aus: Sie haben eine angeborene Aversion, sich ausbeuten zu lassen.

 

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