Das Feld für Betrüger, Abzocker und sonstige Geschäftemacher ist hier gut bestellt. Wie jeder weiß, sitzt in jedem hier landenden Flieger mindestens ein dummer Farang und die Kunst ist, ihn möglichst als erster zu finden. Ein bekanntes Sprichwort sagt, hüte Dich vor Feuer, Wind und Deutschen, die im Ausland sind.
Vor einem guten Jahr tauchte in Kamala ein netter und sehr umtriebiger junger Mann auf, nennen wir ihn D. Er war zwar etwas sehr ordinär, dennoch sympathisch, hilfsbereit und allseits beliebt. Allerdings auch ein Typ, der in jedem Windhundrennen eine realistische Chance auf einen der vorderen Plätze hat.
Wovon er nun so richtig lebte und wie er seinen Lebensabschnittsgefährten (LAG) ernährte, das blieb eher im Dunkeln. So mietete er Autos von Bekannten, um sie dann weiterzuvermieten. Er machte dieses und jenes in einer Bungalowanlage, deren Besitzer heute bestreitet, ihn jemals angestellt zu haben. Doch davon später mehr. Auf jeden Fall erweckte er immer den Anschein, Geld zu haben.
Auch lieh er sich hie und da Geld und vergaß dabei gern den Fälligkeitstermin. Allerdings, seriös wie er war, gab manchem Darlehnsgeber ein Pfand. So weiß ich von einem schönen Ring, der mit kleinen Diamanten besetzt war. Letztere erwiesen sich allerdings als wasserlöslich.
Andere konnte er mit der Geschichte beeindrucken, die lokale Mafia sei hinter ihm her und er benötige dringend THB 150.000. Das ist natürlich eine schöne Umschreibung für Spielschulden und da jeder weiß, wie humorlos so etwas hier behandelt wird, hatte D. durchaus Erfolg mit seiner Mitleid erregenden Geschichte.
Wieder andere konnte er davon überzeugen, dass die Anschaffung eines Autos, das dann der Verleihfirma von D. gehören sollte, ein durchaus lukratives Geschäft sein könnte.
Noch anderen half er bei so lästigen Dingen wie dem Bezahlen der Steuer und der Versicherung für deren PKW. Und da die Thai ganz merkwürdige Jahreszahlen haben, fiel es den Farang auch nicht weiter auf, dass die hier obligatorische Steuerplakette längst abgelaufen war. Es ist eigentlich überflüssig, darauf hinzuweisen, dass die Fahrzeuge selbstverständlich nicht versichert waren.
Dann hatte D. eine gute Idee, er ließ die Rechnungsformulare der Bungalowanlage, in der helfend tätig war, nachdrucken. Und da so etwas hierzulande kein Problem ist, unterschieden sich diese vom Original nur durch die Kontonummer und den Kontoinhaber. Und da er, hilfreich wie er immer war, durchaus Einsicht in alle Verträge hatte, gingen dann Anzahlungen für verkaufte Bungalows und Anzahlungen für gemietete Ferienwohnungen an ihn.
Nun, dass unbeteiligte Dritte Anzahlungen verlangen und auch erhalten, das kommt in Thailand schon mal vor. Und obwohl der Ausgang eines Rechtsstreites Farang ./. Thai durchaus vorhersehbar ist, achten die Eigentümer solcher Anlagen trotzdem sehr darauf, keinen Farang anzustellen. Aber auch für einen Farang ist die Situation nicht ganz einfach. Eine unter Thai weit verbreitete Krankheit ist die temporäre Amnesie. Sprechen sie als Verkäufer noch fließend Englisch, haben sie das dann in einer Stresssituation gänzlich vergessen.
Es liegt in der Natur der Sache, dass Geschäfte dieser Art nur eine kurze Zeit laufen können, und so verschwand D. dann plötzlich Übernacht. Und da er es schon etwas bequemer liebte, nahm er das Auto, das seiner Verleihfirma gehörte auch gleich mit.
Nun, das war schon sehr dreist, im deutschen Sprachgebrauch würde man von krimineller Energie sprechen. Und lieber D., rechne nicht in Thailand mit einem Migrantenbonus (wie sollte der junge Mann, weil andern ortens sozialisiert, auch wissen, dass man in Deutschland bei einer vermeintlichen Provokation nicht gleich messert).
Gut, ich gebe zu, das ist ein schlechtes Beispiel, in Thailand ist es durchaus tolerabel, dass ein Farang dabei zu Tode kommt, wenn er z.B. einem Thai gegenüber auf sein Vorfahrtsrecht pocht. Aber in Gelddingen sieht das hier schon ganz anders aus.
Also lieber D., das war dumm. Warum denn gegen die Gesetze? D., Du steckst doch immer voller genialer GeschäftsIdeen. Und sicher weißt Du auch, mit süßesten Worten das Potential dieser Ideen zu erklären, ein Potential, dass mit eher geringem Kapitaleinsatz leicht zu heben ist. Finde geeignete Partner!
Ich stelle hier mal ein ganz legales Geschäftsmodell zur Diskussion. Keiner wird Dich dabei Betrüger nennen. Und nur besonders Böswillige werden Abzocker sagen.
Jedes ordentlich geführte Unternehmen bedarf einer Geschäftsführung und da es in Thailand tätig ist, sollte die Geschäftsführung auch Thai sprechen und die hiesigen Vorschriften kennen. Es natürlich nicht anzunehmen, dass ein derart qualifizierter Thai so etwas für Gotteslohn machen wird. Also, Geschäftsführer könnte z.B. Dein LAG werden und schon bist Du der Sorge ledig, ihn mit eigenen Mitteln nähren zu müssen. Das hat Dein Investor freiwillig übernommen.
Selbstverständlich wirst Du kein bestehendes Geschäft kaufen wollen, das wäre dumm. Es sollte schon etwas komplett Neues sein. Da Dein Partner in Farangistan weilt und hier nicht aktiv tätig ist, kannst Du natürlich Deine Arbeit völlig legal der Firma in Rechnung stellen. Sollte er wider Erwarten doch darauf bestehen, hier vor Ort tätig zu werden, ein dezenter Hinweis an die Immigration löst das Problem nachhaltig.
Gut, das hier ist allenfalls nur skizzenhaft. Ich bin mir aber sicher, es ist einfach, dieses Modell zu verfeinern. Andere können das ja auch.
Mein dringlicher Rat, beschäftige Dich mit kaufmännischer Rechnungslegung, dann kannst Du auch immer eine ordnungsmäßige Bilanz vorlegen und bist über jeden Betrugsvorwurf erhaben.
Und noch ein Rat, mache so etwas nicht mit Thai. Die landestypische Antwort hat das Kaliber 9 mm.
Merke, Investoren geben ihr Geld freiwillig. Dass sich ein Geschäft nicht wie erhofft entwickelt, kann immer mal passieren. Nur Betrüger unterschlagen Geld!
Selbstverständlich geht es nicht immer nur Farang ./. Farang. es geht auch Farang ./. Thai. Die folgende Geschichte ist dafür ein schönes Beispiel:
Das Key Money
Ich lernte hier ein Ehepaar aus Russland kennen. Sie können nicht nach Hause zurück und ich vermute, sie werden dort aus Glaubensgründen verfolgt, sie glaubten wohl, nicht erwischt zu werden.
Anfang Mai hier angekommen, beschlossen sie, sich eine neue Existenz aufzubauen. Was lag da näher, als eine kleine Bar zu mieten? Gut, im Mai waren weit und breit keine Touristen zu sehen, aber der Vermieter versicherte, dass so ab Juli die ersten Gäste wohl wieder kommen würden. Er vergaß jedoch, zu sagen, dass die Zahl der dann ankommenden Gäste pro Woche im ganz niedrigen zweistelligen Bereich liegt.
Da er auch noch gegen ein gewisses Entgelt eine gefakte Arbeitserlaubnis besorgen konnte, war man sich schnell handelseinig. Im August liefen die Existenzgründer dann sehr genervt durch Kamla und fragten alle Expats, derer sie habhaft werden konnten, wann die Saison denn wohl endlich beginnen würde…
Um den derzeitigen Stand zu verstehen, muss man das Prinzip des Key Moneys hier kennen. Bei Abschluss eines Mietvertrages ist ein nicht unerheblicher Betrag sofort fällig z.B. für die Überlassung der Einrichtung. Da dieses Geld hier nicht steuerpflichtig ist, wird natürlich ein erheblicher Teil der Miete dorthin umgelenkt. Fällt nun der Mieter aus irgendwelchen Gründen aus, ist sein Key Money weg.