Wienerisch

Auch unter den Deutsch sprechenden hier ist Wienerisch und besonders genuscheltes Wienerisch  nicht sonderlich verbreitet.

Vor einiger Zeit lernte ich einen älteren Herrn kennen. Er war nicht zum ersten Mal in Thailand und schätzt die Damen hier sehr. Er zieht allerdings Damen vor, die altersmäßig eher zu ihm passen. Ich vermute mal, weil die preiswert sind und man im Dunklen den Unterschied sowieso nicht sieht. Er stammt aus dem schönen Österreich und ist seit etwa einer guten Woche hier. Mein erster Eindruck war, entweder ein Mann mit sehr, sehr begrenzten finanziellen Mitteln oder aber Kaiser der Kiniaus (Geizhälse). Wie sich dann später herausstellte, traf letzteres zu und dann war mir auch klar, warum er sich so gut mit einem anderen hier lebenden Ostmärker versteht.

Er wollte nach Ko Samui und verstand  mit seinem geringen Englisch den Menschen der Travel Agency so, als dass er dorthin fliegen müsse. Da dieser Flug für Thai Verhältnisse recht teuer ist, war er ganz begeistert, als ich ihm erzählte, es gäbe auch einen Direktbus von Phuket Town dorthin. Er müsse nur mal nach Phuket Town, um dort die Abfahrtzeiten erfragen. Noch glücklicher war er, als ich ihm sagte, er könne dieser halb mit dem Chicken Bus für 40 THB (one way) fahren.

Meine Mia  wusste mir vor einigen Tagen zu berichten, dass eine frühere Mitarbeiterin von ihr großes Glück habe, Farang booked her for 4 weeks.

Zufällig sah ich Farang und sie in einem Restaurant und berichtete meiner Mia, dass ich den Farang  kenne. Ja,  meinte sie nur, da hat jemand wirklich großes Glück gehabt. Alle Damen in ihrer Soi sind richtig eifersüchtig auf sie, denn am Wochenende soll es per Flieger nach Ko Samui gehen, und danach ist noch eine Rundreise durch Thailand geplant.

Das Köfferchen von Dulcenea ist schon ein wenig abgenutzt und da sie beim Einchecken nicht ärmlich aussehen wollte, lieh sie sich von einer Bekannten ein besser Aussehendes. Schließlich würde das ihr erster Flug und das sollte dann doch etwas Besonderes sein. In ihrer Soi hatte sie nun ein richtiges big face. Ach so, beinahe wäre sie ja schon früher einmal geflogen, übersah aber, dass ein Thai bei der Buchung hier seinen Ausweis vorlegen muss und dabei erfuhr der zur Zahlung vorgesehene Farang ihr wahres Alter und verzichtete.

In jenem Restaurant, wo ich die beiden traf, sah ich ihr an, dass sie richtig sauer auf mich war, ahnte sie doch, von wem die Idee mit dem Bus kam. Zudem hatte sie sich auch schon mit dem Travel Agent über die Aufteilung der Provision geeinigt, so dass ihr das Ganze durchaus nicht recht war. Und dann wurde das Ganze auch getoppt, mit dem Chicken Bus nach Phuket Town, welch herber Gesichtsverlust.

Auch hatte Dulcenea allen in ihrer Soi erzählt, wie unermesslich reich ihr Farang doch sei, so dass er ihr nach Beendigung der Rundreise ein Haus kaufen wolle. Und damit sie wenigstens etwas zum Leben habe, und nicht weiter als Lady Massage so schwer arbeiten müsse, wolle er ihr pro Monat THB 30.000 geben. Selbstverständlich war da auch noch von einem  Key Money in Höhe von THB 100.000 die Rede. Um das ganz Maß voll zu machen, konnte sie sich außerdem völlig neu eingekleidet in ihrer Soi präsentieren.

Und da Thai alles glauben, was ihnen erzählt wird und keiner Mal etwas nachdenkt, wird sie glühend beneidet. Zudem ist es für Thai ist ganz klar, dass jemand, der solch große Geschenke macht, richtig big face gewinnt. Sie können einfach nicht glauben, dass dies in Farangistan eher gegenteilig gesehen wird.

Des Rätsels Lösung ist so einfach, dass ich Farang raten würde, Phuket, vielleicht sogar Thailand, so bald als möglich zu verlassen. Er glaubt, er spräche etwas Thai und mixt seine Thaibrocken gern mit Wienerisch. Und wenn er Wienerisch spricht, Deutsch kann er nicht, benutzt er die Worte  Ja/nein ganz selten, sondern nuschelt stattdessen lieber so etwas wie öhh, öhh. Was er übersieht, öhh, öhh, wienerisch gesprochen, kann man in Thai durchaus für ein deutliches Ja halten.

Was Thai nicht so richtig ahnen, ist, dass auch Farang miteinander reden. So wollte Dulcinea ursprünglich THB 4.000 pro Woche haben, gab sich aber letztendlich auch mit THB 3.500 zufrieden. Ein Tarif, der durchaus in Ordnung ist, hat sie doch schließlich keine hausfraulichen Pflichten zu erfüllen, selbst ihr Bett wird  vom Hotelpersonal gemacht.

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