Wahre Liebe

Er machte Urlaub in Patong und fand dort die wahre Liebe.

Mehr noch als das Land schätzte er seine Bewohnerinnen. Während ihn jüngere Damen in Europa eher mitleidig bis ablehnend betrachteten, sind in Patong sogar ganz junge Damen von seiner Ausstrahlung und seinem Wesen so begeistert, dass sie ihn trotz seiner gut 50 Jahre und nur wenigen Kilos Übergewicht  immer wieder mit hello, handsome man ansprechen. Und er mag es, wenn ihm eine Schöne mit ihrem putzigen Englisch zärtlich my dugling ins Ohr flüstert. Was er allerdings nicht weiß, im Thai bedeutet  dug  Arsch und ling Affe.

Ja, so ähnlich muss das im heiligen Koran beschriebene Paradies funktionieren. Nur muss man in Patong eben nicht sein Leben als Märtyrer hingeben, um jenes Paradies zu erlangen. Bares tut dort die gleiche Wirkung. (Den Einwand, dass in dem genannten heiligen Buch von Jungfrauen die Rede ist, lassen wir mal als nicht zielführend beiseite.)

Jener Bekannte lernte schnell, dass sog. paradiesische Zustände ganz schön ins Geld gehen können. Außerdem meinte er, hier auch einen Hauch von Prostitution erkennen zu können. Bei letzterem konnten wir ihn beruhigen, so etwas gibt es in Thailand, weil per Gesetz verboten, nicht. Lebenserfahrene Freunde wiesen ihn auch darauf hin, dass auch das, was man gemeinhin etwas unschön Erfüllung ehelicher Pflichten nennt, ganz schön ins Geld gehen kann, so dass bei einer reinen wirtschaftlichen und biologischen Betrachtungsweise der break even Point  wohl eher im Paradies liegen wird.

Trotz vielfältiger Warnungen wünschte er, es solle aber auch etwas fürs Herz sein. Selbst der Hinweis, er möge doch einmal in einen Spiegel schauen, erschütterte ihn nicht. Und, Wunder des Ostens, eine hübsche junge Thai lernte ihn kennen. Nein, sie arbeitete selbstverständlich nicht als Lady Bar sondern als Kassiererin in einem nahe gelegenen Shop. Und da er ein so vorzügliches Englisch spräche, wolle sie sich nur etwas mit ihm unterhalten.

Er war von ihr hingerissen, dachte an die wahre Liebe, lud sie zum Essen ein und wusste es sehr zu schätzen, dass sie ein nahe gelegenes lauschiges Plätzchen mit exzellentem Street Food kannte.  So hingerissen, dass man sich für den nächsten Tag wieder verabredete.  Schon nach nur wenigen Tagen Händchenhaltens  kam ihm derselbe Gedanke, der Männern in vergleichbarer Situation schon mindestens seit der Altsteinzeit immer ganz schnell kommt.

Sie war dann auch nicht etwa böse sondern brachte es gleich auf den Punkt, indem sie fragte, wie viel  er ihr denn wohl zahlen wolle, because a decent Thai lady cannot fuck for free with a farang! So hatte sich mein Bekannter das nicht vorgestellt. Auf seine Frage, was da denn wohl schief gelaufen sein könne, konnte ich ihm nur antworten,  Du hättest schon viel eher von Geld sprechen müssen. Aber ich kann doch nicht gleich mit der Tür ins Haus fallen, was hätte ich denn sagen sollen? So etwas wie, how much do you want?

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