Tadjikistan

Tadjikistan, die ovalen, schwarz-weißen TDJ Kennzeichen sind vor langer Zeit ausgegangen.k-Tadjikistan 01Endlich mal kein Türkisch mehr! Die Tadschiken sprechen einen Dialekt des Farsi. Hätten die auch noch die iranische Küche übernommen, da wäre ich doch glatt länger geblieben. Nie hätte ich gedacht, dass ein so kleines Land landschaftlich so vielfältig und schön ist. Aber wer kennt schon Tadjikistan. Nicht einmal Karl May!

Und auf dem Lande die Menschen, richtig lieb. Ich DACH gehört in jedes Auto ein Verbandskasten, in Thailand eine Schusswaffe und im islamischen Tadjikistan (mindestens) eine Flasche Wodka. Machten wir einen Fotostopp, Einheimische hielten schon mal an und boten ein Schlückchen an! Einladungen zu einem Tee sind auf dem Lande selbstverständlich!

Aber schön der Reihe nach. Als ich mir meine Reiseroute überlegte war mir gänzlich unklar, wie Tadjikistan gehen könnte. Vielleicht shared Taxis, aber der Pamir Highway sollte es auch sein und da fahren weder shared Taxis noch Busse.

Und wer das Land nur sehen will, für den sind shared Taxis dort nicht so ganz das Optimale, bis zu 20 Stunden an einem Stück sind nicht ungewöhnlich. Das ist den miesen Straßenverhältnissen geschuldet. Zudem ist man dort auch der Meinung, ein Fahrer könne das locker im Alleingang schaffen.

Die meisten Touristen wollen nur den Pamir Highway und dafür ist Osch in Kirgisien der optimale Ausgangspunkt. Dem entsprechend gibt es dort auch etliche Firmen, die Autos vermieten. Nur, so ein Toyota Land Cruiser bietet locker 5 Personen Platz. Also gilt es, Mitfahrer zu finden. Gasthäuser in Osch organisieren das gegen ein sattes Entgelt. Aber zum Glück gibt es das Caravanistan Forum. Dort kann man u.a. Mitfahrangebote und –gesuche hinterlassen. Darüber lernte ich dann Sarah und Matt kennen. Die wollten 12 Tage durch das Land fahren. Zeitlich passte es mir (fast) und deren geplante Route entsprach so zu 98,7% meiner Traumvorstellung. Ich war aber da noch in Usbekistan und konnte wenig zusagen. Also hieß es für mich ein wenig Beeilung, schließlich war vor meiner Weiterreise von Osch noch ein Waschtag erforderlich. Klappte aber.

12 Tage zusammen, ich wollte sie und sie wollten mich vorher kennen lernen. Das taten wir während meines Waschtages. Ich stellte mich ihnen so vor, ich bin 73 Jahre alt und reise seit mehr als 45 Jahren so und sie erklärten mir ihren Reisehintergrund. Australier, die bereits seit 2 Jahren auf dem Weg von London nach Sydney waren und dabei auch so einige Umwege wie z.B. über Afrika und Amerika von Nord nach Süd nicht gescheut haben. Wir verstanden uns auf Anhieb und da Matt der Meinung war, er als im Outback Australiens Erfahrener könne die Straßen Tadjikistans durchaus selbst meistern, war ich auch gern einverstanden. Ich sollte noch erwähnen, sprachen wir über das jeweilige wie weiter und so, alle Abstimmungen gingen immer 3:0 aus.

Navigiert wurde mit dem Teil von maps.me. Das kostet nichts, kennt aber auch Feldwege. Nur in Duschanbe versagte es. Der Präsident dort plante wohl einen Ausritt und die Polizei sperrte der Einfachheit halber alle größeren und viele kleinere Straßen.

Da Sarah und Matt auf ihrem Weg nach Australien durch Südthailand müssen, ich freue mich auf deren Besuch in Phuket.

Unterwegs luden wir noch 2 junge Leute ein, Sarah und Matt kannten die aus dem Iran. Für mich hinten wurde es wenig enger. Als Kiniau aber dann doch letztlich preislich äußerst angenehm. Und auch mit denen gingen alle Abstimmungen 5:0 aus. Nur einmal nicht, 4 wollten auf einen Berg. Ich bot ihnen aber an, unten zu warten. Aber das auch nur, wenn es am Fuße des Berges ein Restaurant mit draft beer gäbe. Das Wetter war auf meiner Seite.

 

Wir sind längst dieser Marker gegen den Uhrzeigersinn von Osch nach Osch gefahren. Im Süden immer schön längst der Grenze zu Afghanistan. Ich habe viel Verständnis dafür, wenn Google Maps meint, es gäbe da keine Straßen.

Ja, die Reiseroute. Die ist in Tadjikistan ganz einfach. Es gibt es eigentlich nur 2 Straßen von Duschanbe nach Süden. Es hätte der „optisch“ kürzere Weg sein sollen (landschaftlich bestimmt interessant mit 3 Pässen über 3000m). Sicher war, Anfang Mai hatte sich dort eine Brücke nach einem heftigem Regen überlegt, dass der Klügere nachgibt. Unklar war aber, ob wer wie was da wieder fahren kann, so dass wir die längere Route wählten. Aber auch hier der Reihe nach.

Im ersten Ort Tadjikistans gab es 2 Hotels. Eins, das meinte, 120 Dollar seien für eines ihrer Zimmer durchaus angemessen und ein anderes, das sich mit 8 Dollar zufrieden gab. Ich weiß schon, dass ich für 8 Dollar pro Nacht keinen Rembrandt an der Wand erwarten darf. Und so war es dann auch. Sarah und Matt bekamen das Zimmer mit „ Dusche und WC“. Ich nicht. Da aber doch tatsächlich Wasser aus der Leitung kam und sie die Tür nicht abschlossen hatten weder sie noch ich ein Problem.

Tadjikistan ist ein islamisches Land. Deshalb war es gar nicht so einfach, das nur wenige 100m entfernte Restaurant zu finden, in dem es Bier vom Fass und ausgezeichnetes Essen gab. Ein wenig versteckt war es schon.

Hier machte ich dann auch meine ersten Erfahrungen mit tadjikischer Toilettenkultur; die sind wohl des strengeren Geruches wegen gern so einige 100m vom nächsten Haus entfernt und für den Uneingeweihten nur schwer zu finden. Allah verlangt von seinen Anhängern nichts Unmögliches. Deshalb ist auch die Forderung nach sauberen Toiletten nicht im Koran enthalten (ich las auf einem dieser Orte dort mal, please leave the toilet as clean as you found it. Ich, der ich Satire und Sarkasmus über alles liebe, darauf wäre ich nie im Leben gekommen!). Kurz und gut, ich fand sie nicht aber die Beleuchtung auf dem Weg dorthin entsprach tadjikischem Standard und so hatte ich kein Problem. Sarah war da ein wenig genanter.

Tags drauf ging es weiter nach Khujand. Reiseführer sprechen hier schon mal von der zweitschönsten Stadt des Landes. Da es aber dort nur 2 Orte gibt, die ich als Stadt bezeichnen würde, ist das ein sehr relatives Lob. Lange Zeit ging es durch eine hügelige landwirtschaftlich genutzte Gegend. Dann wurde es dramatisch. Die Straße stieg urplötzlich so auf 3000m an und dann kam der berechtigte Anzob Tunnel, auch Tunnel des Todes genannt. Der wurde 2006 eröffnet und ist so 5 km lang. Mir kamen sie wie 50 vor. Tadjik High Tec!

Unbeleuchtet, ungelüftet, total verrußt und ohne jede Markierung. Inzwischen ist wenigstens die Fahrbahn durchgängig asphaltiert. Frühere Reisende berichteten von noch schlimmeren Zuständen wie z.B. offen liegende Enden von Moniereisen auf der „Fahrbahn“ usw. Der reinste Horror!

Vom Tunnelausgang sind es nur noch 80 km bis Duschanbe. Auf dieser Straße quält sich der gesamte Verkehr vom Norden in die Hauptstadt dieses Landes. Ein interessanter Mix aus Viehherden, PKW und LKW der sich auf dieser zweispurigen Straße tummelt.

Danach wurde die Landschaft richtig schön.

k-Tadjikistan auf dem Weg nach Duschanbe 01 k-Tadjikistan auf dem Weg nach Duschanbe 02 k-Tadjikistan auf dem Weg nach Duschanbe 04k-Tadjikistan auf dem Weg nach Duschanbe 07 k-Tadjikistan auf dem Weg nach Duschanbe 08 k-Tadjikistan auf dem Weg nach Duschanbe 09 k-Tadjikistan auf dem Weg nach Duschanbe 10 k-Tadjikistan auf dem Weg nach Duschanbe 11 k-Tadjikistan auf dem Weg nach Duschanbe 12 k-Tadjikistan auf dem Weg nach Duschanbe 13 k-Tadjikistan auf dem Weg nach Duschanbe 14 k-Tadjikistan auf dem Weg nach Duschanbe 15 (2) k-Tadjikistan auf dem Weg nach Duschanbe 15 k-Tadjikistan auf dem Weg nach Duschanbe 17 k-Tadjikistan auf dem Weg nach Duschanbe 18 k-Tadjikistan auf dem Weg nach Duschanbe 19 k-Tadjikistan auf dem Weg nach Duschanbe 20 k-Tadjikistan auf dem Weg nach Duschanbe 21

Duschanbe ist ein Ort mit stolzen Hotelpreisen. Rühmliche Ausnahme ist das Green Hostel. Das Foyer ist mit Teppichen ausgelegt und die Böden der Duschräume beheizt. Dafür gibt es inklusive Frühstück aber nur bunk beds zu 7 Dollar die Nacht.

Eigentlich sind bunk beds ja nicht so ganz meine Sache. Aber die Leute, die man hier trifft, entschädigen. Etliche, die von Australien aus mit dem Fahrrad nach Mitteleuropa unterwegs waren. Die erkennt man leicht. Hager und immer hungrig. Dann ein Paar, das es zu Fuß von Bangkok nach Barcelona versuchte. 2 Jahre hatten sie schon hinter sich. Allerdings, die blieben natürlich immer so lange in einem Lande wie es deren Visa und Visaverlängerungen hergaben. Dann natürlich auch noch so ganz normale Reisende wie z.B. ich. Langeweile kam da nicht auf.

Duschanbe

Duschanbe ist im Guinness Buch der Rekorde erwähnt. Dort gibt es den höchsten Fahnenmast der Welt (162m) und die größte Cayhane der Welt. Letztere war ein wenig enttäuschend. Tee gab es keinen, dafür aber viele Pool Billard Tische.

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Natürlich auch hier die „klassischen“ Bauten der Sowjetunion. Nach der Unabhängigkeit war es dann mit der notorischen Materialknappheit vorbei. Aber die alte Schule saß tief, der Geschmack blieb so wie er war.

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k-Tadjikistan Duschnabe Architektur 09Einige repräsentative Gebäude gibt es auch:

k-Tadjikistan Duschnabe Architektur 16Hier wohnt Präsident Achmed Schurki

k-Tadjikistan Duschnabe Architektur 90Hier ist u.a. das Standesamt untergebracht

k-Tadjikistan Duschnabe Architektur 91In der Mitte das Hyatt Hotel

k-Tadjikistan Duschnabe Architektur 97k-Tadjikistan Duschnabe Architektur 17k-Tadjikistan Duschnabe Architektur 88Das 30 Meter hohe Monument ist das Denkmal des als „Vater der Nation“ geltenden Ismail I. Es wird von Polizisten bewacht. Die waren ganz fest davon überzeugt, dass sie für mein Foto Geld für Bier und Zigaretten zu bekommen hätten. Als ich ablehnte meinten sie allerdings: Strafe und wollten mich festnehmen. Ich lachte sie aus und ging weg.

Auf den Ausfallstraßen Duschanbes stehen viele Polizisten mit Attrappen vor Radarpistolen. Die dem vermeintlichen Übeltäter gezeigte Geschwindigkeit ist von den Bullen frei wählbar. Was es dann kostet ist bei Ausländern Verhandlungssache.

Aber nicht nur die Polizei. Auf den Straßen gab es viele Mautstationen. Merkwürdigerweise war denen oft das Papier für Quittungen ausgegangen.

k-Tadjikistan Duschanbe Buddha 01k-Tadjikistan Duschanbe Buddha 02Im Archäologischen Nationalmuseum kann man eine 14 Meter lange liegende Buddhastatue, die 1966 im Süden des Landes ausgegraben wurde, bewundern. Aber das wohl auch nur deshalb, weil diejenigen, die vergessen haben, dass der Islam einst eine Hochkultur war, es nicht bis hier geschafft haben.

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Das Laden vieler Bilder dauert. Deshalb habe ich diesen Beitrag gesplittet.

Tadjikistan, die Menschen dort

Tadjikistan, durch den Süden

Tadjikistan, der Pamir Highway

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