Der Straßenverkehr in China

Herr Wilhelm II von Preußen verabschiedete das deutsche Ostasiatische Expeditionskorps zur Niederschlagung des Boxeraufstands im Kaiserreich China mit den schlichten Worten:

Pardon wird nicht gegeben, Gefangene werden nicht gemacht.

Was er damals nicht wissen konnte, besser kann man das Verhalten der Chinesen heute im Straßenverkehr nicht beschreiben. In China gibt es rd. 20 Verkehrstote im Jahr pro 100.000 Einwohner! (Im Vergleich, in Deutschland sind es 4,7.)

Es ist nicht ungewöhnlich, dass auf einer vierspurigen Straße auf allen 4 Spuren ein Linksabbieger steht und geradeaus nichts mehr geht. Die überall präsenten Vertreter der Firma Gong An (öffentlicher Friede: Polizei) kümmert das nicht. Befindet sich ein Chinese auf einer vielspurigen Straße ganz links und fällt ihm dann plötzlich ein, dass er eigentlich hier eigentlich rechts abbiegen wollte, dann wird er das auch tun!

Auch z.B. beutet das Schild Einbahnstraße lediglich, dass in der einen Richtung geringfügig mehr Fahrzeuge unterwegs sind, als in der Gegenrichtung.

Sehr typisch ist, ich nenne es mal kollidierendes Grün. Die Fußgängerampel zeigt Grün und dem Rechtsabbieger erlaubt die Straßenverkehrsordnung, dann bei Rot zu fahren, wenn er keinen anderen Verkehrsteilnehmer gefährdet. Da ist es dann logisch, verlässt sich der Fußgänger auf sein Grün, gefährdet der sich selbst und wird nicht etwa gefährdet. Aber auch viele Fußgänger haben noch immer voll verinnerlicht, dass Rot die Farbe des Fortschritts ist. Und wer wollte da schon stehen bleiben.

Wer Asien ein wenig kennt, der weiß, dass jeder Geschäftsinhaber wenigstens einen Teil des Bürgersteiges als sein Eigen beansprucht. So auch in China. Dort fordern dann auch die Parkplatzsuchenden ihr Recht.

In Chinas Städten sind Elektromopeds und Kleintransporter mit Elektroantrieb sehr beliebt. Weil es denen auf der Fahrbahn zu unsicher ist, fahren die lieber auf Bürgersteigen und beteiligen sich dort an dem gebotenen erbitterten Kampf gegen rechts. Ich vergaß, die findigen Chinesen sind längst darauf gekommen, dass die Benutzung der Beleuchtung solcher Fahrzeuge deren Reichweite beeinträchtigt.

Zu allem Überfluss sind diese heimtückischen Dinger, solange sie recht neu sind, auch noch nahezu lautlos.

Chinesen erlernen das Autofahren in den Dauerstaus der Städte und da gilt es als ausgemacht, lasse ich mehr als 5 cm Abstand zu meinem Vordermann, wird jemand versuchen, diese ökologische Nische zu besetzen! Was dann folgt ist reine Nervensache. Einfacher haben es da Besserverdiene. Fahrzeugen solcher Marken wie Mercedes, BMW, Audi, Lamborghini, Ferrari oder Porsche wird Platz gemacht. Schließlich weiß Herr Wu genau, dass deren Besitzer mindestens einen Schwager des Polizeipräsidenten kennen.

Unglücklicherweise wenden Chinesen diese Abstandsregel auch bei Fahrten auf der Autobahn 1:1 an, so dass dort Auffahrunfälle sehr häufig sind. Selbstverständlich müssen die sich dann ergebenden Rechtsfragen „ in situ“ geklärt werden. Der sich deswegen bildende Stau interessiert die Kontrahenten nicht.

Auf Chinas Autobahnen sind solche Trucks normal:

China Strassenverkehr 1

China Strassenverkehr 02

China Strassenverkehr 04

Die tuckern dann so in aller Regel mit 90 km/h daher. Herr Wu in seinem Mercedes S 350 findet 95 km/h angemessener und beginnt zu überholen. Auf halbem Wege verlässt ihn dann der Mut, und er reduziert seine Geschwindigkeit auf 90 km/h. Der hinter Herrn Wu fahrende Bus reagiert mit lautem Hupen. Herr Wu, der natürlich nicht die geringste Ahnung hat wo dieser Höllenlärm so plötzlich herkommt, geht total erschreckt voll in die Eisen. Erfahrene Busfahrer kennen das und lassen Herrn Wu den Platz sich wieder hinter dem Truck einzusortieren.

Neben den Autobahnen gibt es natürlich auch noch Straßen und Sträßchen. Auf Straßen kommen 2 entgegenkommende LKW problemlos auch dann aneinander vorbei, wenn am Rand ein Moped geparkt ist. Auf Sträßchen wird so etwas spannend.

Bei vielen Ortsdurchfahrten sind die Chinesen sehr pragmatisch. Statt völlig unnützer Schilder mit z.B. 30 km/h aufzustellen, spart man Geld und repariert die Straßen nicht.

Das wirkt.

Auch auf Straßen und Sträßchen trifft man häufig auf solche Brummer.

China Strassenverkehr 05

China Strassenverkehr 06

Deren verkehrsberuhigende Wirkung kann man nicht hoch genug einschätzen. Aber, sie verfuehren in China Raser und Drängler zu oft wahrhaft atemberaubenden Überholmanövern.

Weiterlesen?

Zum Bilderbuch?

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert